Pferde getreidefrei füttern

Getreidefreie Pferdefütterung

Die getreidefreie Fütterung ist prinzipiell für alle Pferde geeignet. Früher wurden insbesondere Pferde mit geringem Leistungsniveau ohne Getreide gefüttert. Die Vorteile der getreidefreien Fütterung haben sich mittlerweile für viele Bereiche der Diätetik durchgesetzt. Ob auf Grund von Magenproblemen, Equinem Metabolischen Syndrom (EMS), Cushing (PPID), PSSM oder einer Getreideunverträglichkeit: Immer mehr Pferde werden getreidefrei gefüttert.

Das bedeutet den Verzicht auf ganze Getreidekörner, stattdessen wird ein getreidefreies Krippenfutter gefüttert oder die ballaststoffreichen, stärkearmen Anteile von Getreidekörnern (z. B. Reiskleie) eingesetzt. Dagegen ist erstmal wenig zu sagen – im Gegenteil – der Verdauungstrakt unserer Pferde ist evolutionsbiologisch auf die Aufnahme energiearmer, rohfaserreicher Kost ausgelegt und nicht auf große Mengen Getreide. Dennoch hat eine getreidefreie Fütterung nicht nur Vorteile und bestimmte Getreidearten haben mit ihrer Stärke als Energieträger, nach wie vor ihre Berechtigung in der Fütterung von Pferden mit hohem Energiebedarf. Erfahren Sie mehr.

Für welche Pferde ist eine getreidefreie Fütterung sinnvoll?

Getreide liefert Ihrem Pferd Energie hauptsächlich in Form von Stärke und Zucker. Manche Pferde vertragen aufgrund einer Stoffwechselerkrankung, wie z. B. EMS, Cushing (PPID) oder einer Muskelerkrankung (z. B. PSSM) Stärke und Zucker nicht gut. Auch magenempfindliche Pferde profitieren in der Regel von einer stärke- und zuckerreduzierten Ration. Im Folgenden gehen wir kurz auf die Stoffwechselbesonderheiten von stärke- und zuckerempfindlichen Pferden ein.

Weitere Informationen zur getreidefreien Fütterung und welche Futtermittel geeignet sind, finden sie unter „Getreidefreie Fütterung für Pferde“.

Equines Metabolisches Syndrom (EMS)

Vom Equinen Metabolischen Syndrom spricht man, wenn mindestens 2 der folgenden Symptome vorliegen:

  • Adipositas (Fettleibigkeit, Fettpolster häufig an Hals, Schulter, Schweifansatz)
  • Insulinresistenz (fehlende Reaktion der Körperzellen auf das Hormon Insulin)
  • Hufrehe

Nicht nur wir Menschen, sondern auch unsere Tiere werden bei kalorienreicher Nahrung und wenig Bewegung dicker. Der Grund ist, dass Pferde längst nicht mehr nur als Arbeitstiere gehalten werden, sondern sie sind in der Regel Sportpferde oder Liebhabertiere. Sie werden täglich durchschnittlich bis zu einer Stunde bewegt, wovon ca. 20 Minuten Trab und Galopp sind. Das entspricht leichter Arbeit. Ein Pferd mit leichter Arbeit nimmt – je nach Heuqualität – bereits mit 1,7 kg Heu je 100 kg Körpergewicht genügend Energie auf und benötigt in der Regel kein zusätzliches Kraftfutter. Wird dennoch zusätzlich Kraftfutter gefüttert, Koppelgang ermöglicht oder sehr gehaltvolles Heu gefüttert, nimmt ein Pferd ganz schnell deutlich mehr Energie auf als es für die leichte Arbeit benötigt. Nicht verbrannte Energie wird in Form von Fett (aus evolutionsbiologischer Sicht für nahrungsärmere Zeiten) gespeichert.

Leider ist Körperfett jedoch nicht nur die Speicherform von Energie für schlechtere Zeiten, sondern auch ein endokrines Organ. Das heißt, im Fettgewebe werden Hormone gebildet, die in den Blutkreislauf gelangen. Zusätzlich kommt es durch starke Fetteinlagerung zu „Stress“ im Fettgewebe und dadurch zu einer dauerhaften leichten Entzündungsreaktion. Die Folgen sind z. B. ein fehlendes Sättigungsgefühl, langsame Wundheilung, Infektanfälligkeit oder die gefürchtete Insulinresistenz. In diesem Fall sprechen die Zellen schlechter auf das Blutzucker senkende Hormon Insulin an und nehmen somit weniger Glucose auf, der Blutzuckerspiegel bleibt erhöht. Eine vermehrte Insulinausschüttung ist die Folge. Dieses Zuviel an Insulin im Blut (Hyperinsulinämie) löst schließlich eine Hufrehe aus. Darunter versteht man eine entzündliche Veränderung der kleinen Gefäße der Huflederhaut, welche starke Schmerzen beim Stehen und Laufen verursacht. Übergewichtige Pferde und Pferde, bei denen bereits EMS nachgewiesen wurde, sollten daher aus zwei Gründen zucker- und stärkearm – sprich getreidefrei – gefüttert werden:

1. Zucker kann von betroffenen Pferden schlechter in die Zellen aufgenommen werden, verbleibt im Blut und erhöht den Blutzuckerspiegel. Bei der Verdauung von Getreide flutet im Blut in kurzer Zeit viel Zucker an. Dies erhöht die Ausschüttung von Insulin (Gefahr der Hufrehe).

2. Um Fett abzubauen, muss ein Pferd weniger Energie aufnehmen als es verbrennt. Nach Möglichkeiten sollte daher gänzlich auf energiereiches Kraftfutter verzichtet werden. Da auch getreidefreie Kraftfutter Energie enthalten, sind sie für Pferde mit EMS mitunter genauso ungeeignet und zu energiereich wie die Getreide.

Hinweis: Wie man Hufrehe vermeidet und Pferde gesund abnehmen lässt, haben wir für Sie in unserem Fachbeitrag zu „EMS beim Pferd“ erläutert.

Cushing (PPID)

Cushing (auch Pituitary Pars Intermedia Dysfunction genannt) ist eine Hormonstörung bei Pferden >12 Jahren, bei der eine Hirndrüse mehr Hormone bildet als physiologisch eigentlich vorgesehen ist. Der Grund hierfür ist ein gutartiger Tumor, der vorwiegend bei älteren Pferden auftritt und zu einer gesteigerten Hormonproduktion führt. Eines dieser Hormone ist ACTH (Adrenocorticotropes Hormon), welches zum Nachweis der Erkrankung mittels Blutuntersuchung verwendet wird.

Alle Hormone zusammen führen zum klinischen Bild des Cushing:

  • Hypertrichose (gekräuseltes Fell, verlangsamter Fellwechsel)
  • Apathie, Lethargie, Schmerzunempfindlichkeit
  • Viel Trinken und viel Harn absetzen (Polydipsie, Polyurie)
  • Muskelschwund
  • Hufrehe
  • Wundheilungsstörungen, chronische Infekte
  • Fettumverteilung (Pferde wirken schlank mit regionalen Fettpolstern)

Neben weiteren Problemen kann eine Störung im Glukose-Insulin-Stoffwechsel die Folge sein, daher empfiehlt sich auch bei Pferden mit Cushing oftmals vorsichtshalber eine getreidefreie Fütterung, d. h. der Verzicht auf zucker- und stärkereiche Futtermittel. Das betrifft die Getreide, aber auch zuckerreiche Heuqualitäten können hier zum Problem werden.

Hinweis: Wie man den Zuckergehalt im Heu senken kann, lesen Sie in unserem Artikel „Heu bedampfen oder wässern“. Wie man alte Pferde mit Cushing richtig füttert, lesen Sie in unserem Artikel „Alte Pferde richtig füttern und managen“.

Polysaccharid-Speicher-Myopathie (PSSM)

PSSM ist neben dem klassischen Kreuzverschlag (Feiertagskrankheit), dem wiederkehrenden belastungsinduzierten Kreuzverschlag (RER), der hyperkaliämischen periodischen Paralyse (HYPP) und der atypischen Weidemyopathie eine Form der Rhabdomyolyse (Zerstörung von Muskelzellen).

Rhabdomyolyse bedeutet, dass vorhandene Muskelzellen zerfallen. PSSM lässt sich dabei in Typ 1 und 2 einteilen. Bei PSSM 1 lagern sich durch einen Gendefekt (Fehlen der Glycogensynthase 1 (GYS1 Mutation)) abnorme Mengen an Glycogen (Muskelzucker) in den Muskelzellen ab, was zu einer Zerstörung der Zellen führen kann. Unter PSSM 2 werden die Muskelerkrankungen zusammengefasst, die nicht der GYS1 Mutation zuzuordnen sind, jedoch vergleichbare Muskelschmerzen u. a. Symptome verursachen. Leider lässt sich die Erkrankung nicht heilen. Aber: Durch ein sorgsames Bewegungsmanagement und eine abgestimmte Fütterung lassen sich die Symptome lindern.

Pferde mit PSSM 1 profitieren von einer stärke- und zuckerreduzierten Fütterung. Aber auch bei vielen (wenn auch nicht allen) Pferden mit PSSM 2 können sich die Symptome durch eine getreidefreie Fütterung verbessern.

Hinweis: Alles zum Thema PSSM 1 und 2 lesen Sie in unserem Artikel „PSSM beim Pferd“.

Magenempfindliche Pferde

Eine möglichst stärke- und zuckerreduzierte Fütterung schont auch den Pferdemagen, so dass auch hier oftmals eine getreidefreie Fütterung sinnvoll sein kann. Hintergrund ist, dass leichtverdauliche Kohlenhydrate bereits im Magen von Bakterien zu Milchsäure und anderen flüchtigen Fettsäuren abgebaut werden. Diese Stoffwechselprodukte säuern den Magensaft nicht nur selbst an, sondern führen zusätzlich im Drüsenteil des Magens zu einer erhöhten Bildung von Magensaft.

Weitere aus unserer Sicht wichtige Informationen zur Fütterung von magenempfindlichen Pferden finden Sie in unserem Fachbeitrag zum Thema Magengesundheit beim Pferd.

Unser Produktfazit

Die einzusetzenden Produkte ergeben sich aus dem Grund des Wechsels auf eine getreidefreie Fütterung. Als Mineralfutter empfehlen wir zur getreidefreien Fütterung grundsätzlich unser Magnometabol® oder Magnomyoforte® einzusetzen. Bei Verwendung weiterer Krippenfuttermengen und bei guten Heuqualitäten, ist auch unser Magnolythe® S100 prinzipiell als Mineralfutter geeignet. Sprechen Sie uns hierzu einfach an, wir beraten Sie gern.

Hier finden Sie unsere Übersichtstabelle: Welches Mineralfutter eignet sich für mein Pferd >>>

Für Pferde mit dem Equinen Metabolischen Syndrom finden Sie in unserem Fachbeitrag zum Thema EMS beim Pferd eine geeignete Empfehlung.

Pferde, die an dem Cushing-Syndrom leiden, sollten eine spezielle Fütterung erhalten. In unserem Artikel „Alte Pferde richtig füttern und managen“ finden Sie ebenfalls eine Rationsempfehlung für diese Pferde.

Wie man die Fütterung von Pferden mit Muskelproblemen getreidefrei gestalten sollte, lesen Sie in unserem Artikel „PSSM beim Pferd“.

Für Magenempfindliche Pferde finden Sie die passende Empfehlung in unserem Fachbeitrag zum Thema Magengesundheit.

Produktempfehlungen zum Thema

Magnometabol®
Getreidefreie Fütterung durchdacht ergänzen
Magnovital®
Unser Muskelbooster auf vitalstoffreicher Spirulinabasis
Magnotin® Spezial
Für starke Hufe mit stabiler Sohle und elastischer Hornqualität

Quellenverzeichnis:

  • Georg, R. J., Harris, P. A., Coenen, M. (2013). Equine Applied and Clinical Nutrition. Health, Welfare and Performance. Saunders Elsevier.

  • Kamphues, J., & Meyer, H. (2014). Supplemente zur Tierernährung: Für Studium und Praxis (12., überarb. Aufl.). Schaper. Hannover.

  • Meyer, H., Coenen, M. (2014). Pferdefütterung, 5., vollständig überarbeitete Auflage. Enke Verlag. Stuttgart

  • Vondran, S., Venner, M., & Vervuert, I. (2016). Effects of two alfalfa preparations with different particle sizes on the gastric mucosa in weanlings: alfalfa chaff versus alfalfa pellets. BMC veterinary research, 12(1), 110.

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