Husten beim Pferd

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Wussten Sie, dass die Lunge eines Pferdes jeden Tag 100.000 Liter Luft bewegt und eine Oberfläche, so groß wie ein Fußballfeld besitzt? Das Fluchttier Pferd ist darauf ausgelegt, bei Gefahr schnell fliehen zu können. Dafür muss es seine Muskeln effektiv und jederzeit ausreichend mit Sauerstoff versorgen können. Ein solch leistungsfähiges Organ ist naturgemäß aber auch sehr anfällig für Erkrankungen.

Kranke Atemwege sind häufig ein Todesurteil

Nach wie vor sind Atemwegserkrankungen – nach Lahmheiten – die zweithäufigste Ursache für das Ableben von Pferden. Eine erschreckende Zahl in dem Zusammenhang: bis zu 50% der in Stallhaltung lebenden Pferde leiden an einer chronischen Atemwegserkrankung.

Atemfrequenz

Beim Einatmen erweitern Zwerchfell und Rippenmuskulatur das Volumen im Brustkorb. Dadurch wird Luft durch Nüstern und Nasengänge vorbei am Kehlkopf bis in die Lunge gesaugt. Nüstern und Kehlkopf lassen sich bei Belastung durch Muskeln erweitern, um den Atemwiderstand weiter abzusenken. Die Lunge gabelt sich nach der Luftröhre in zwei Hauptbronchien auf, die sich in kleinere Bronchioli weiter teilen und verästeln, bis die Luft in den Lungenbläschen angekommen ist. Dort findet der eigentliche Gasaustausch statt. Beim Ausatmen erschlafft die Muskulatur und die Lunge zieht sich wieder zusammen. In Ruhe atmet ein Pferd zwischen nur 8 und 16 mal pro Minute. Bei Belastung steigt die Atemfrequenz an und kann bei starker Belastung bis auf 150 Atemzüge pro Minute ansteigen. Je nach Trainingszustand des Pferdes beruhigt sich die Atmung aber bereits nach einigen Minuten wieder.

Schleimhaut

Um die Lunge bestmöglich vor schädlichen Einflüssen zu schützen, sind die gesamten Atemwege mit einer besonderen Schleimhaut ausgekleidet: Diese bildet bei Reizung durch beispielsweise Fremdkörper, Krankheitserreger oder Gase (wie Ammoniak) vermehrt Schleim und transportiert diesen mit Hilfe feiner Flimmerhärchen Richtung Maulhöhle. So werden die meisten schädlichen Partikel schnell, effektiv und zuverlässig abgefangen, bevor sie bis in die Lungenbläschen vordringen und dort ernsthaft Schaden anrichten können. Je größer die Partikel sind, desto weiter oben im Atmungstrakt werden sie gebunden. Nur Teilchen, die kleiner als 5 ym sind, können bis in die Lungenbläschen vordringen.

Husten

Husten ist eine Reaktion auf eine Reizung der Atemwege. Husten hilft, Schadstoffe oder vermehrt gebildeten Schleim schnell wieder aus dem Körper zu katapultieren. Somit ist nicht der Husten das Problem, das bekämpft werden sollte, sondern die Ursache für den Husten.

Woran erkenne ich eine Atemwegserkrankung beim Pferd?

Wenn Sie bei Ihrem Pferd Symptome wie Husten, Nasenausfluss, Nebengeräusche beim Ein- oder Ausatmen, eine Atemfrequenz über 20-mal pro Minute in Ruhe, geblähte Nüstern in Ruhe oder leichter Belastung oder gar angestrengtes Ein- oder Ausatmen mit Einsatz der Bauchmuskulatur (Dampfrinne) beobachten, muss auf jeden Fall die Ursache abgeklärt werden.

Bei Pferden liegt die Reizschwelle für Husten deutlich höher, als bei uns Menschen, sodass beim Pferd auch vereinzeltes Husten bereits bedenklich ist. Je länger man abwartet, desto riskanter wird es, dass chronische Lungenschäden auftreten oder dass eine leichte Infektion zu einer ausgewachsenen Lungenentzündung wird.

Was sind Ursachen für Husten?

Atemwegserkrankungen können grundsätzlich in infektiöse und nicht infektiöse eingeteilt werden.

Hinweise auf einen infektiösen Atemwegsinfekt sind z.B. Fieber (ab 39°C), Abgeschlagenheit und verminderter Appetit. Infekte werden durch virale oder auch bakterielle Erreger ausgelöst. Gegen die häufigsten viralen Erreger (Equines Influenza Virus und Herpes Virus) kann erfolgreich geimpft werden.

Bakterielle Erreger sind häufig nicht die eigentliche Ursache eines Atemwegsinfektes, sondern nutzen einen bereits geschwächten Atmungstrakt, um sich zu vermehren. Weitere Hinweise auf die Ursache der Erkrankung liefert neben der Art des Hustens auch die Konsistenz des Nasenausflusses.

Nasenausfluss

Während geringe Mengen eines klaren, wässrigen Nasenausflusses normal sind, sprechen größere Mengen für eine Virusinfektion. Auch ein plötzlich auftretender trockener Husten fällt häufig in Zusammenhang mit Viren auf. Sollten dem Nasenausfluss Futterbestandteile beigemischt sein, ist sofort ein Tierarzt zu verständigen, da hier der Verdacht auf eine Schlundverstopfung besteht.

Wird das Nasensekret zunehmend schleimig und trüb, evtl. mit einer Verfärbung in Richtung grün gelb, und der Husten feucht mit Auswurf, sind häufig Bakterien mitbeteiligt. Nicht übersehen sollte man bei eitrigem Nasenausfluss, insbesondere wenn er auffällig riecht, dass auch ein entzündeter Zahn die Ursache sein kann.

Beim erwachsenen Pferd weit häufiger sind allerdings nicht infektiöse Ursachen für Erkrankungen der Atemwege. Neben mechanischen Problemen, wie beispielsweise eine nicht optimal funktionierende Stimmfalte (Kehlkopfpfeifer) oder eine Einengung der Luftröhre, ist die sogenannte chronisch-obstruktive Bronchiolitis bzw. Bronchitis (COB) eine häufige Erkrankung. Im Englischen wird diese Erkrankung auch als RAO (Recurrent airway obstruction) oder IAD ( Inflammatory Airway Disease) bezeichnet. Die früher als COPD bekannte Erkrankung wir durch das Zusammenspiel einer Reihe von Faktoren ausgelöst. Neben einer genetischen Komponente sind vor allem Schadgase wie Ammoniak, Bakterienendotoxine, Schimmelpilzsporen, Futtermilbenbestandteile, Pollen, Stroh- und Heustaub an der Entstehung beteiligt.

Auch bei gesunden Pferden führen Reizungen der Atemwege zu Husten und vermehrter Schleimproduktion. Außerdem werden die luftführenden Wege durch die sie umgebenden Muskeln verengt. Dieser Mechanismus soll verhindern, dass Schadstoffe bis in die Lungenbläschen gelangen. Leidet das Pferd an COB, reagieren die Atemwege bereits auf geringere Reize mit einer deutlichen Reaktion. Auslöser können dabei jegliche Stäube und Schadgase sein. Bei vielen Pferden spielen auch Schimmelpilzsporen oder Pollen eine Rolle, wobei es nicht möglich ist, die Reaktion auf eine einzelne Allergie zurückzuführen.

Was wir beim Muskeltraining im Sport gerne erreichen wollen, wird bei den Muskeln der Atemwege dann zum Problem: die Muskelschicht nimmt zu und engt so den Luftraum ein. Außerdem verändert sich die Zusammensetzung des Bronchialschleims, sodass dieser dann zähe, festsitzende Schleim schlechter abtransportiert werden kann. Zu allem Überfluss nimmt auch noch die Schleimhaut selbst an Dicke zu. Alles zusammen führt zu deutlich engeren luftführenden Wegen und einer erschwerten Atmung. Besonders der Widerstand beim Ausatmen nimmt zu, sodass betroffene Pferde die Luft unter Zuhilfenahme ihrer Bauchmuskeln aus den Lungen pressen müssen. Seitlich an ihrer Bauchwand wird eine immer tiefere Rinne zwischen den Muskeln sichtbar, die sogenannte Dampfrinne. Durch die vermehrt in den Lungenbläschen zurückbleibende Luft und das angestrengte Ausatmen gehen Lungenbläschen kaputt. Die Lunge büßt also Fläche für den Gasaustausch ein.

Über eine sogenannte Blutgasanalyse kann Ihr Tierarzt messen, wie gut die Lunge noch in der Lage ist, Sauerstoff aufzunehmen und Kohlendioxid abzugeben.

Mein Pferd hustet, was kann ich tun?

Fieber messen

Zunächst einmal sollten Sie Fieber messen.

Pferde mit einer Körpertemperatur von 39°C sollten sich nicht anstrengen. Sinkt die Temperatur nicht innerhalb von zwei Tagen oder frisst Ihr Pferd schlechter, sollten Sie sofort einen Tierarzt verständigen. Auch Atemnot ist ein Notfall und bedeutet für Pferde extremen Stress.

Hat Ihr Pferd eine Temperatur zwischen 37,5°C und 38,5°C sollten Sie es durchaus im Trab und Galopp, möglichst an der frischen Luft, bewegen, aber selbstverständlich ohne ihm Höchstleistungen abzuverlangen. In der Bewegung wird die Lunge stärker belüftet und Schleim abgehustet.

Haltung optimieren

Ein besonderes Augenmerk sollte auf der Haltung liegen, egal ob ein akuter Infekt vorliegt, COB vermutet wird oder Sie Atemwegserkrankungen vorbeugen möchten: Pferde sind dafür gemacht, sich den ganzen Tag an der frischen Luft zu bewegen. Stallluft enthält 10-mal mehr Partikel als Frischluft. 40% dieser Staubpartikel sind dabei zudem klein genug, um bis in den gasaustauschenden Teil der Lunge zu gelangen. Hinzu kommt die Staubbelastung in Reithallen und Schadgase wie Ammoniak aus dem Mist.

Pferde fühlen sich bei niedrigeren Temperaturen als Menschen wohl. Während wir bei 10°C schon die Winterjacke herausholen, ist Pferden bei 5°C – vorausgesetzt, die Luftfeuchtigkeit ist nicht hoch und es zieht nicht – noch pudelwarm. Schließlich besitzen sie Fell und ihre persönliche Heizung: den Dickdarm. Der Stall kann und sollte also nach wie vor belüftet sein. Selbst wenn es kälter wird, ziehen die meisten Pferde eine Decke und frische Luft vor.

Wenn die Boxen gemistet oder Heu aufgeschüttelt wird, sollten die Pferde nach Möglichkeiten nicht in den Boxen sein. Die Staubbelastung durch Heu kann über Wässern oder Bedampfen reduziert werden. Bewässern bedeutet, das Heu wirklich nass zu machen, ein wenig mit der Gießkanne beträufeln hat unzureichenden Effekt. Ganz besonders wichtig ist bei Atemwegserkrankungen, Heu von höchster hygienischer Qualität zu verwenden und Reste, je nach Außentemperatur, bereits nach einigen Stunden zu entsorgen. Anderenfalls können sich in gewässertem Heu Mikroorganismen vermehren und gefährlich für Ihr Pferd werden. Die Gefahr ist bei bedampftem Heu deutlich geringer: durch die Hitze werden Bakterien und Schimmelpilze soweit reduziert, dass das Heu innerhalb von 12 Stunden problemlos gefressen werden kann, teils auch länger.

Nicht nur für die Atemwege, sondern auch für eine ungestörte Verdauung sind hygienisch einwandfreie Futtermittel eine Grundvoraussetzung. Das betrifft nicht nur den Schimmel im Heu, sondern auch Milben in Hafer und Müslis.

Inhalieren

Inhalieren mit Kochsalzlösung schafft vielen Pferden Erleichterung. Das Befeuchten der Atemwege führt dazu, dass der Schleim flüssiger wird und leichter abtransportiert werden kann. Den feinsten Nebel erzeugen Ultraschall-Inhalatoren. Für Pferde gibt es Spezialgeräte im Handel. Alternativ lässt sich auch aus einem Maulkorb und tragbaren Inhalatoren für Menschen ein funktionelles Gerät basteln. In jedem Fall ist die gründliche Reinigung nach jeder Benutzung wichtig, da andernfalls wiederum Schadstoffe in die Lunge gelangen können.

Heilkräuter

Traditionelle Heilkräuter haben sich zur Behandlung von Atemwegserkrankungen über Jahrhunderte bewährt. So können manche Kräuter über ihre entzündungshemmende, krampflösende und schleimhautberuhigende Wirkung Linderung verschaffen und das Durchatmen erleichtern. Isländisches Moos, Eibischblätter und Malvenblätter enthalten Schleimstoffe, wodurch sie schleimhautberuhigend und hustenlindernd wirken. Pfefferminze enthält ätherische Öle, die die Schleimhaut abschwellen lassen.

Süßholzwurzel, Spitzwegerich, Primelwurzel und Seifenkraut wirken schleimlösend und fördern das Abhusten des Sekrets. Fenchel und Anis verflüssigen das Sekret, zusätzlich wirken sie, genau wie Feldthymian, entkrampfend auf die Bronchialmuskulatur und haben zudem einen antibiotischen Effekt. All diese Kräuter haben gar keine oder nur eine sehr geringe magenreizende Wirkung, weshalb sie für Pferde geeignet sind. Eine gute Kräutermischung für Pferde berücksichtigt alle Aspekte des Atmungstraktes und die Wirksamkeit.

Die Wirkung der Kräuter beruht auf dem Gehalt biologischer Wirkstoffe, die teilweise auch nur in einzelnen Pflanzenteilen (Wurzel, Blätter) konzentriert sind. Je nachdem, wo die Pflanzen angebaut wurden, wie und wann die Pflanzen geerntet wurden, welche Pflanzenteile verwendet werden, unterscheiden sich ihre Gehalte teilweise erheblich. Auch die Temperaturen und die Feuchtigkeit bei der Verarbeitung können die Wirkung verringern.

Kräutertees?

Das Bundesinstitut für Risikobewertung rät Menschen, nicht mehr als zwei Tassen Kräutertee pro Tag zu trinken und häufig die Sorte zu wechseln. Hintergrund dieser Empfehlung ist, dass Kräuter (auch in der Teeherstellung für den menschlichen Genuss) häufig mit anderen Pflanzen verunreinigt sind, die Giftstoffe, unter anderem Pyrrolizidinalkaloide, enthalten. Diese – durch Jakobskreuzkraut unter Reitern bekannte Stoffe – sammeln sich in der Leber an und schädigen diese.

Kräuter als Futterzusatz oder Aufguss können für hustende Pferde durchaus eine sehr wertvolle und wirksame Unterstützung sein. Wichtig ist, beim Kauf von Kräutern auf Qualität zu achten. Viele Hersteller geben an, ob sie regelmäßig auf Pyrrolizidinalkaloide kontrollieren. Wir tun das selbstverständlich.

Wann brauche ich einen Tierarzt?

Bei hohem Fieber oder gar Atemnot muss sofort ein Tierarzt zu Rate gezogen werden. Auch Husten oder Nasenausfluss, der sich länger als zwei Wochen hinzieht, sollte tierärztlich abgeklärt werden, damit aus einem einfachen Husten keine chronische Erkrankung wird.

Da der Tierarzt Ihr Pferd nicht den ganzen Tag beobachten kann, ist er auf Ihre Beobachtungen angewiesen:

  • Seit wann tritt der Husten auf?
  • Hatte Ihr Pferd Fieber?
  • Wann wird Husten beobachtet? Beim Fressen? Bei der Arbeit? Bei vermehrter Staubbelastung? Bei warmem/kaltem Wetter?
  • Wie oft hustet es?
  • Wie klingt der Husten?
  • Auswurf?
  • Nasenausfluss?
  • Leistungsminderung?
  • Sonstige Auffälligkeiten beim Atmen?

Take Home Message

Atemwegserkrankungen sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Je früher man Maßnahmen einleitet, desto besser. Das A und O für eine gesunde Pferdelunge ist die Haltung.

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