Die trächtige Stute und das Wachstum des Fohlens

Bildquelle: Christiane Slawik

Für das Wachstum des Fohlens wird sehr viel Eiweiß (Protein) benötigt, schließlich müssen Muskeln, Knochen, Organe und vieles mehr gebildet werden. Daher haben tragende und laktierende (= milchgebende) Stuten sowie Fohlen einen entsprechend hohen Bedarf an Eiweiß und insbesondere essenziellen Aminosäuren. Erfahren Sie mehr in unserem Ratgeberartikel.

Nährstoffversorgung der Zuchstute

Ist die Eiweiß- und Nährstoffversorgung bei Reitpferden in der Regel gesichert (Ausnahme eventuell bei schlechten Heuqualitäten oder durch Bedampfen und Wässern des Heus), so ist dies bei der Fütterung von Zuchtstuten und Aufzuchtpferden keineswegs immer der Fall, da der Bedarf an einzelnen Nährstoffen deutlich erhöht ist. Besonders die Ansprüche an die Eiweiß- und Mineralzufuhr wechseln stark in Abhängigkeit von Wachstumsintensität und Milchmenge. Deshalb sollte während der gesamten Trächtigkeit und auch nach dem Abfohlen jederzeit eine bedarfsgerechte Versorgung von Stute und heranwachsendem Jungpferd gewährleistet werden.

Es gibt Phasen während der Trächtigkeit und Laktation, in denen eine unzureichende Eiweiß- und Nährstoffversorgung besonders kritisch ist. Bereits die Fütterung der Zuchtstute entscheidet nämlich darüber, ob das Fohlen vital und mit gesundem Skelett- bzw. Bewegungsapparat zur Welt kommt. Diese wollen wir Ihnen nachfolgend kurz erklären und Ihnen zeigen, wie Sie den erhöhten Nährstoffbedarf ausgleichen können.

Die Fütterung der Stute

Im Folgenden gehen wir zunächst auf die Fütterung der Stute ein und belichten das letzte Trimester der Trächtigkeit, Kupfer und Selen, das Optimalgewicht der Stute sowie die Phase der Laktation.

Im letzten Drittel der Trächtigkeit, nach dem 200. Trächtigkeitstag beginnt das Hauptwachstum des Fohlens im Mutterleib. Für ein Warmblutfohlen heißt das in kg ausgedrückt wächst der Fötus von einem Gewicht von rund 7 kg am 200. Tag bis zur Geburt (333 Tage) auf eine Körpermasse von über 50 kg heran. Das ist ein in dieser kurzen Zeit beachtliches Wachstum. Entsprechend steigt der Bedarf der Mutterstute an Energie (Faktor etwa 1,3 bis 1,5-fache des Erhaltungsbedarfes) mäßig, der für Eiweiß (bis zum 2-fachen) jedoch sehr stark an, ebenso steigt in dieser starken Wachstumsphase der Bedarf an Mengen- und Spurenelementen sowie Vitaminen.

Während im letzten Trimester der Trächtigkeit der Energiebedarf mäßig, d.h. um ca. 25 % ansteigt, erhöht sich der Bedarf an hochwertigem Eiweiß, und damit an hochverfügbaren essenziellen Aminosäuren, bis zum Zeitpunkt der Geburt um ganze 45 %.

Kupfer und Selen

Ab dem 7. Trächtigkeitsmonat beginnt das Hauptwachstum des Fötus und, wie ausgeführt, ist die Versorgung der Mutterstute mit essenziellen Aminosäuren bei entsprechend angehobenem Gesamteiweiß sowie ausreichender Versorgung mit Mengen-, Spurenelementen und Vitaminen die Grundlage für die Entwicklung eines vitalen Fohlens.

Insbesondere die Versorgung des Fohlens mit Kupfer ist nur durch eine ausreichende Versorgung der Mutterstute in den Monaten vor und den ersten zwei Lebensmonaten nach der Geburt zu gewährleisten. Kupfer ist ein wichtiges Spurenelement für die Ausbildung gesunder Knochen und Gelenke. Ein Mangel an Kupfer kann bei Fohlen zu Skelettbildungsstörungen am Gelenk führen.

Über die Kupferversorgung der Stute während der Trächtigkeit baut das Fohlen einen Kupferspeicher in der Leber auf. Den braucht es auch, da nach der Geburt mehr Kupfer benötigt wird, als die kupferarme Stutenmilch liefern kann. Da Saugfohlen noch kein festes Futter aufnehmen, ist das Fohlen auf die während der Trächtigkeit im Mutterleib angelegten Kupferreserven in seiner eigenen Leber angewiesen. Das ist wichtig zu wissen, denn mit einer bedarfsdeckenden Spurenelementversorgung der Mutter können somit bereits vor der Geburt drohende Gelenkerkrankungen, die später häufig operativ behoben werden müssen, verhindert werden.

Aber auch eine ausreichende Versorgung der Mutterstute mit Selen ist Vorrausetzung dafür, dass ein vitales Fohlen geboren werden kann und das Kolostrum ausreichend hohe Gehalte an Immunglobulinen enthält. Fohlen von mangelhaft mit Selen versorgten Stuten sind schwach zur Geburt, saufen schlecht bis gar nicht und müssen intensivmedizinisch betreut werden, wenn es zur Ausprägung der sogenannten Weißmuskelerkrankung aufgrund eines Selen-/ Vitamin-E-Mangels kommt. Deutschland gilt dabei als Selenmangelgebiet. Eine Zuchtstute benötigt daher, insbesondere im letzten Trächtigkeitsdrittel, ein ausgewogenes Mineralfutter. Eine mangelhafte Versorgung stellt eine Gefahr für das ungeborene Fohlen dar.

Im letzten Trimester der Trächtigkeit sollte die Mutterstute zwar nicht fett sein, man sollte aber die Rippen nicht sehen (wohl aber gut fühlen) und die Oberlinie sollte leicht mit Fett abgedeckt sein. Ein Body Condition Score von 6,5 ist erwünscht (siehe Video in unserer Infothek). Die Mutterstute sollte also insgesamt gut im Futter stehen, damit sie das Wachstum des Fötus gut bewältigen kann, ohne die eigenen Reserven angreifen zu müssen. Zu dick darf sie aber auch nicht sein, da Übergewicht der Stute zu einer Mehrbelastung der Gelenke der Stute, aber auch zu einem erhöhten Auftreten von Gelenkproblemen beim Jungpferd, der Osteochondrosis dissecans (OCD), besser bekannt unter der Bezeichnung Gelenk-Chips, führt. Auch können diese Stuten eine Insulinresistenz entwickeln, welche zu einer Hufrehe führen kann.

In der Trächtigkeit ist es allerdings für eine Diät zu spät. Zum Abnehmen ist ein Mangel an Energie notwendig, dieser kann in der Trächtigkeit das Fohlen gefährden. Besonders wichtig ist auch der optimale Futterzustand bei einer geplanten Wiederbedeckung. Es sollte darauf geachtet werden, dass Stuten möglichst bei Optimalgewicht besamt werden. Das setzt voraus, dass sie während der Trächtigkeit nicht zu dick werden. Ein kritischer Blick auf die Figur von Zuchtstuten ist also besonders wichtig.

 

Laktation

Mit Einsetzen der Milch steigt der Bedarf der Mutterstute an Energie und Eiweiß nochmals dramatisch an. Während der Bedarf an umsetzbarer Energie auf 200 % des Erhaltungsbedarfs am Ende des 1. Laktationsmonats steigt, beträgt der Bedarf an dünndarmverdaulichem Eiweiß bereits zu Beginn der 3. Laktationswoche das 2,8-fache des Erhaltungsbedarfs. Eiweiß- und Energiebedarf steigen somit ungleich schnell und stark an, um dem Fohlen einen guten Start ins Leben zu ermöglichen. Der Anstieg ist so stark, dass bei einem frühen Abfohlzeitpunkt und damit im Fall einer damit verbundenen fehlenden Grasaufnahme oder kargen Koppeln eine sichere Versorgung mit essenziellen Aminosäuren bei einer Fütterung mit Getreide und Heu nicht mehr gewährleistet werden kann. In diesem Fall ist eine Eiweißzulage zu empfehlen.

Damit eine Eiweißzulage auch ihren Zweck erfüllen kann, ist das Aminosäuremuster, d. h. der Anteil an den Aminosäuren Lysin, Methionin, Cystein und Threonin, besonders wichtig. Mit Einsetzen der Laktation steigt also auch nochmals der Bedarf an und es kann – insbesondere wenn das Heu keine optimale Nährstoffversorgung bietet – notwendig werden, zusätzlich noch weitere eiweißreiche Futtermittel, wie z. B. Luzerne, Leinextrudat oder Sojaextraktionsschrot einzusetzen.

Die Fütterung des Fohlens

Nicht nur die Stute, auch das Fohlen benötigt eine für die individuelle Situation angepasste Fütterung. Aus diesem Grund betrachten wir die ersten sechs Monate, den Zeitpunkt des Absetzens und die Fütterung im Winter genauer.

Die ersten sechs Monate

Im ersten Lebensmonat ist die Versorgung des Fohlens – bei entsprechender vorherigen Fütterung der Mutterstute – noch über die Muttermilch ausreichend gesichert. Je nach Milchmenge beginnen die Fohlen ca. ab Mitte des 2. Lebensmonats selbstständig Futter aufzunehmen. Meist beginnen sie spielerisch Heu zu fressen und aus der Krippe der Mutterstute etwas Futter aufzunehmen. Zu diesem Zeitpunkt sollte den Fohlen eine eigene Ration angeboten werden. Futter, das das Fohlen direkt aufnimmt, entlastet die Mutter, da die Nährstoffe nicht erst in Milch umgewandelt werden müssen.

Reiner Hafer als Krippenfutter ist wegen des niedrigen Angebotes an Calcium, Kupfer und Vitaminen und insbesondere auch Eiweiß nicht ausreichend. Einfach mehr Hafer zu füttern, um die Nährstoffversorgung zu sichern, ist nicht die Lösung. Hafer liefert z. B. nur knapp ein Viertel des Gehaltes an Lysin, d. h. mehrere Kilogramm Hafer wären notwendig. Große Mengen Hafer würden aber einen Energieüberschuss verursachen. Dieser führt zu übergewichtigen oder zu schnell wachsenden Fohlen, in dessen Folge die bereits erwähnten Gelenkerkrankungen beim Fohlen häufiger auftreten können.

Zeitpunkt des Absetzens

Fohlen sollten erst dann abgesetzt werden, wenn sie sicher ausreichende Mengen an Grund- und Krippenfutter aufnehmen. In der Regel werden Fohlen im Alter von sechs Monaten abgesetzt, in der Natur wären die Fohlen deutlich länger (bis zu 9 Monate) bei der Mutter. Aufgenommene Energie wird zu diesem Zeitpunkt bereits zum Großteil in Wachstum gesteckt. Nach dem Absetzen fehlt dem Fohlen das mit der Muttermilch aufgenommene hochwertige Eiweiß. Eine Eiweißergänzung ist daher also auch zum Zeitpunkt des Absetzens immer noch von großer Bedeutung.

Insbesondere wenn die Energieaufnahme auf hohem Niveau bleibt, aber ein Mangel an essenziellen Aminosäuren oder auch Mengen- und Spurenelementen sowie Vitaminen entsteht, sind Entwicklungsstörungen zu befürchten. Alle anderen Nährstoffe müssen also im passenden Verhältnis zur Energie zur Verfügung stehen, um Spätfolgen zu vermeiden. Als Faustregel sollten z. B. Vollblüterfohlen pro Monat rund 0,5 kg Krippenfutter (Hafer plus unsere Produkte Magnofine® und Magnostar®) erhalten, das moderne Reitpferd 0,3 bis 0,4 kg Krippenfutter pro Lebensmonat und Ponys sowie schwere Warmblüterfohlen 0,2 bis max. 0,25 kg pro Lebensmonat. Das Krippenfutter sollte dabei insgesamt 14 bis 18 % Eiweiß enthalten.

Winterfütterung der Absetzer

Ein gleichmäßiges Wachstum beim Fohlen ist wünschenswert. Die Fohlen dürfen nicht zu schwer werden oder gar verfetten (Hinweis auf zu hohe Energieaufnahme). Sie brauchen in erster Linie ausreichend Eiweiß guter Qualität (d. h. essenzielle Aminosäuren), um gleichmäßig wachsen zu können, denn bis zum Ende des 12. Lebensmonates sollten sie etwa 60 % des zu erwartenden Endgewichtes, aber bereits rund 90 % der Widerristhöhe erreicht haben. Überschießende Wachstumsschübe durch den Wechsel einer schlechten Proteinversorgung im Winter hin zum Auftrieb auf fette, proteinreiche Weideflächen müssen durch eine entsprechende Eiweißzulage in der Stallperiode vermieden werden, um Skelettentwicklungsstörungen vorzubeugen.

In der Vergangenheit glaubte die Wissenschaft, dass die Fütterung von zu viel Eiweiß bei jungen Pferden zu Gelenkerkrankungen wie Osteochondrosis dissecans (OCD) führe. Dies wurde mittlerweile widerlegt. Eiweiß (insbesondere seine Bausteine, die limitierenden Aminosäuren Lysin, Methionin und Threonin) sind im Gegenteil für ein korrektes Wachstum von entscheidender Bedeutung.

Neben dem Krippenfutter mit ausreichendem Eiweißangebot ist bei der Fütterung der Absetzer auch auf allerbeste Heuqualität zu achten (eher eiweißreichere Qualitäten wie z. B. ein früher erster Schnitt von Heu, aufgewertet z. B. noch durch Luzerneheu vom 2. oder späteren Schnitt).

Eine übermäßige Energiezufuhr und damit verbunden eine schnelle Gewichtszunahme können sich allerdings in der Tat negativ auf die Gesundheit der Gelenke auswirken. Daher wird bei Absatzfohlen im ersten Winterhalbjahr eine ausgewogene Fütterung mit hohem Eiweißgehalt und niedrigem Kaloriengehalt sowie eine dem Bedarf angepasste Vitamin- und Mineralstoffversorgung empfohlen. Ganztägige Bewegung sollte dabei stets ermöglicht werden.

Zusammenfassung

Für gesunde Fohlen und fruchtbare Zuchtstuten ist eine optimale Versorgung mit hochwertigem Eiweiß, bei dem Bedarf angepasster Energieversorgung, besonders wichtig. Ein an die Bedürfnisse der Zuchtpferde abgestimmtes Mineralfutter ist in allen Phasen der Zucht, von der Belegung der Stute, über die Zeit der Fohlenaufzucht, bis zum Anreiten des Jungpferdes unverzichtbar, will man spätere gesundheitliche Risiken im Vorfeld für den Star von Morgen minimieren.

Da sich der Bedarf in Abhängigkeit von Trächtigkeits-, Laktations-, und Lebensmonat stark unterscheidet, bieten wir Ihnen mit unserem Magnostar® (Mineralstoff- und Vitaminversorgung) und unserem Magnofine® (hochwertiges Eiweiß) zwei Produkte an, die sich leicht individuell an die jeweilige Bedarfsperiode anpassen lassen. Erfahren Sie mehr in unserem Produktfazit.

Unser Produktfazit

Magnofine® sorgt für eine hochwertige Eiweißversorgung mit einem hohen Angebot an essenziellen Aminosäuren, ohne das Energieangebot gleichzeitig so stark ansteigen zu lassen. Somit können Sie die Dosierung von Magnofine® im letzten Trimester der Trächtigkeit schrittweise jeden Monat erhöhen, um eine zu jeder Zeit bedarfsdeckende Versorgung Ihrer Zuchtstute zu erreichen. Zudem hat Magnofine® den Vorteil, dass keine Futterumstellung zum Zeitpunkt des Abfohlens nötig wird. Eine wöchentliche Kontrolle der Fütterung ist notwendig, wie auch die Aufteilung des Futters auf mehrere Mahlzeiten, da die Stuten zum Ende der Trächtigkeit hin – mit zunehmendem Wachstum des Fohlens – teilweise ihre Futteraufnahme einschränken und keine großen Portionen mehr aufnehmen.

Auch in der Laktation kann die Eiweißversorgung über Magnofine® gesichert werden. Der Eiweißbedarf der Stute steigt bis zum Ende der 2. Laktationswoche auf das 2,8-fache im Vergleich zum Erhaltungsbedarf. Sofern die Mutterstuten in dieser Zeit noch keinen Zugang zu saftig grünen Weiden haben, ist eine Eiweißzulage zwingend notwendig, damit das Fohlen optimal versorgt wird, ohne dass die Stute Muskulatur abbauen muss, um Eiweiße für die Milchbildung bereitstellen zu können.

Weitere Artikel zum Thema

Literaturverzeichnis:

  • Coenen, M., Vervuert, I. (2019), Pferdefütterung 6. Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart
  • Geor, R. J., Harris, P. A., Coenen, M. (2013), Equine Applied and Clinical Nutrition: Health, Welfare and Performance. Saunders Elsevier, Philadelphia NRC (2007), Nutrient requirements of horses, 6th rev.ed., National Academy Press, Washington D.C.
  • ROBLES, Morgane, et al. Maternal obesity increases insulin resistance, low-grade inflammation and osteochondrosis lesions in foals and yearlings until 18 months of age. PLoS One, 2018, 13. Jg., Nr. 1, S. e0190309.