Staubbelastung in Reitställen

Pferdehufe auf staubigen Boden
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Staub in der Stallluft ist einer der häufigsten Auslöser von Husten und Atemwegserkrankungen beim Pferd. Staub reizt die Atemwege und kann zudem auch Bakterien, Viren und Allergene enthalten. Im Falle von bereits bestehenden Erkrankungen ist Vermeidung von Staub ein ganz wesentlicher Faktor. Besonders sehr kleine Stäube sind gefährlich, da sie sehr tief in die Lunge gelangen können. Schadgase (Ammoniak, Schwefelwasserstoff und CO2) reizen ebenfalls die Atemwege und können die Lunge beschädigen. Staub und Schadgase zu vermeiden, ist deshalb ein wesentlicher Bestandteil der Therapie bei Pferden mit Atemwegsproblemen und natürlich auch zur Gesunderhaltung von gesunden Pferden sinnvoll.

Was steht in den Leitlinien?

Die Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten streben eine der Außenluft entsprechende Qualität an. Dazu sind eine geeignete Lüftung sowie staub- und keimarme Einstreu und Futter wichtig. Für ein Pferd von 500 kg Körpergewicht wird ein Luftraum von 30 m3 empfohlen. Bei einer Boxengröße von 3,5 x 3,5 m bedeutet dies, die Decke muss mindestens 2,5 Meter hoch sein.

Starke Zugluft sollte vermieden werden, gleichzeitig ist ein geeigneter Luftaustausch zu gewährleisten. Pferde empfinden eine den gesamten Körper betreffende Luftströmung deutlich später als Zugluft, als wir Menschen dies tun. Auch im Winter soll deshalb ein Luftaustausch durch offene Fenster nach Möglichkeit (Tränktechnik) gewährleistet werden. Staub darf auf keinen Fall in der Luft sichtbar sein, solange die Pferde im Stall stehen. Wenn man die Pferde im Stall riechen kann, ist die Schadgaskonzentration in der Luft in der Regel bereits zu hoch. Bestehen Zweifel, ob das Klima im Stall ausreichend ist, können Schadgaskonzentrationen und Staubbelastung gemessen werden.

Wie kann man Staub vermeiden?

Einstreu

Großen Einfluss auf die Staubbelastung für Pferde hat die Einstreu. Gute Einstreu für Pferde sollte eine weiche isolierende Liegefläche bilden, Flüssigkeit gut aufnehmen, Keimvermehrung vermeiden und arm an Schadstoffen, Staub und Allergenen sein. Übliche Einstreuarten sind z.B. Stroh (Weizen, Roggen, Hafer), Strohpellets, Sägespäne, Lein- oder Hanfstroh, Papier, Chinaschilf (= Miscanthus, Elefantengras) sowie Torf und Waldboden. Unterschiedliche Studien zur Staubentwicklung durch Späne und Stroh liefern sehr stark voneinander abweichende Ergebnisse, welches dieser Einstreumaterialien weniger Staub verursacht. Je nachdem wie die Einstreu gewonnen und gelagert wird, ergeben sich große Unterschiede in Bezug auf den Staubgehalt und Verunreinigung mit Schimmel, Milben und Bakterien (Hygiene). Chinaschilf, Lein- und Hanfstroh sorgen für mehr Staub in der Stallluft als Stroh (Kocher und Peter, 2020). Laut Fleming et al. (2008) entsteht durch Strohpellets 4 bis 5 mal weniger Staub als durch Weizenstroh. Besonders staubarm sind Papier und Waldboden sowie Torf. Den größten Effekt hat die Änderung der Einstreu, wenn sie im gesamten Stall durchgeführt wird.

Neben dem Misten hat auch die Wahl der Einstreu einen Einfluss in Bezug auf die Schadgaskonzentration. Hier haben Stroh und Strohpellets tendenziell die Nase vorne, während Späne höhere Schadgaskonzentrationen bedingen. Torf verursacht im Vergleich mit Späne geringere Ammoniakwerte (Saastamoinen et al., 2015). Durch Papiereinstreu wird im Pferdestall weniger Ammoniak frei als bei Stroheinstreu (CURTIS et al. (1996).

Art der EinstreuVorteileNachteile
Stroh
  • Pferde schlafen am liebsten in Stroh
  • gute Isoliereigenschaften
  • günstig
  • Hygiene abhängig von Ernte und Lagerung
  • Großes Mistvolumen
  • Fressen Pferde in größeren Mengen Stroh, hat dies Ursachen wie z.B. zu wenig Heu, schlechte Heuqualität oder Magengeschwüre
Strohpellets
  • Staubarm
  • Platzsparende Lagerung
  • Wenig Probleme mit Hygiene durch Hitzeeinwirkung bei Herstellung
Werden von manchen Pferden gefressen
SpäneHygienische Lagerung durch Ballen in Folie einfachLange Kompostierung
Lein- oder HanfstrohGute SaugfähigkeitStaubentwicklung
PapierStaubarmGeringe Verfügbarkeit
ChinaschilfGute SaugeigenschaftenStaubentwicklung
TorfStaubarm, saugstarkÖkologisch fraglich (Torfabbau)
WaldbodenStaubarm, saugstarkAusreichend große Fläche und tiefe Einstreu, um Trocknung zu gewährleisten

Kurzgegenüberstellung verschiedener Einstreumöglichkeiten

Management rund ums Misten

Weiterhin spielt auch das Management rund ums Misten eine wichtige Rolle. Bei Waldboden als Einstreu fällt auf, dass eine dickere Einstreu die Ammoniakkonzentration in der Luft deutlich senkt (Kocher und Peter, 2020). Mistmatratzen verursachen trotz täglichen Nachstreuens eine geringere Staubentwicklung als tägliches Misten. Die niedrigste Schadgaskonzentration kann über eine Mistmatratze mit täglichem Absammeln der Pferdeäpfel erreicht werden (van den Weghe et al., 2008). Die Mistmatratze hat aber potenzielle Risiken wie Parasiten- und Keimvermehrung und ist nicht in jedem Stall durch die baulichen Gegebenheiten durchführbar.

Die größte Belastung der Atemluft mit Schadgasen und Staub entsteht beim Misten, Kehren, Einstreuen und Heufüttern. Wenn die Möglichkeit besteht, sollten die Pferde während dieser Arbeiten gar nicht in den Boxen stehen. Nach 30 Minuten hat sich der meiste Staub wieder gelegt. Ist dies nicht möglich, empfehlen sich Maßnahmen, wie z.B. das Heu zumindest nicht auf der Stallgasse aufzuschütteln und die Stallgasse vor dem Kehren zu wässern, was bereits zu 10-fach niedrigeren Staubkonzentrationen führt (Zeitler-Feicht, 1994).

Raufutter

Neben der Einstreu ist auch das Raufutter eine Staubquelle im Pferdestall. Durch nass gefüttertes Heu lässt sich die Staubbelastung deutlich reduzieren. Dabei reicht es jedoch nicht, das Heu mit Wasser zu besprenkeln, erst getunktes Heu ist ausreichend vom Staub befreit (Clarke und Madelin, 1987). Der Nachteil an nassem Heu ist, dass sich Mikroorganismen deutlich schneller vermehren. Je nach Wetter und Hygiene des Futters sollte nach ca. sechs Stunden nicht gefressenes Heu wieder aus der Box entfernt werden, um gesundheitliche Risiken wie z.B. Koliken zu vermeiden. Auch beim Bedampfen wird der Staubgehalt deutlich reduziert, gleichzeitig sorgen die hohen Temperaturen (über 90°C im Haygain) für eine geringere Belastung mit Bakterien und Pilzen, sodass bedampftes Heu bis zu 24 Stunden haltbar ist.

Heulage ist häufig staubärmer als Heu (Schütz und Sasse, 1998). Kann gewährleistet werden, dass die Qualität gut ist und ein Ballen in drei Tagen verfüttert wird, kann Heulage für Pferde mit empfindlichen Atemwegen ein gutes Raufutter sein. Allerdings kann Heulage bei sehr hohem Milchsäuregehalt negative Auswirkungen auf die Verdauung haben, sodass sie nur für Pferde ohne Verdauungsprobleme in Frage kommt.

Art des RaufuttersVorteileNachteile
Heulage
  • Lagerung durch Folien erleichtert
  • Ernte relativ wetterunabhängig
  • Staubarm
  • Qualität schwer einschätzbar
  • Wird nicht von allen Pferden vertragen
  • Ballen sollte in drei Tagen aufgebraucht sein
Heu

Haltbar

  • Je nach Qualität staubig
  • Ernte und Lagerung entscheiden über die Qualität
Nasses Heu
  • Kostengünstige Möglichkeit, um Staub zu reduzieren
  • Staubarm
Anfällig für Verderb
Bedampftes Heu
  • Bedampfen reduziert Mikroorganismen
  • Staubarm
Heubedampfer notwendig

Kurzgegenüberstellung verschiedener Heuformen

Krippenfutter

Nicht vergessen werden darf in Bezug auf die Staubbelastung der Atemluft von Pferden das Krippenfutter. Gereinigtes Getreide verursacht weniger Staub als ungereinigtes, ganze Getreidekörner sorgen für weniger Staub als gequetschte. Auch konventionelle Müslis verursachen Staub. Um Staub zu binden, kann das Kraftfutter für besonders empfindliche Pferde mit Öl oder auch mit Wasser gemischt werden. Eine Mischung mit Wasser sollte innerhalb weniger Stunden, eine Mischung mit Öl innerhalb weniger Tage gefüttert werden.

Großen Einfluss hat bei Naturmaterialien natürlich die Gewinnung und Lagerung. Die Schwankungen in Bezug auf den Staubgehalt und auch auf die Hygiene sind groß. Grundsätzlich sollte für alle Pferde darauf geachtet werden, keine schimmelige oder mit Milben besetzte Einstreu/Futter zu verwenden. Die Qualität von Heu und Stroh steht und fällt mit den Erntebedingungen, der Feuchtigkeit beim Einlagern sowie mit einem sauberen, trockenen und gut belüfteten Futterboden.

Wichtigste Maßnahmen zur Gewinnung von gutem Pferdeheu

  • Mähen gut abgetrockneter Grünflächen, um Erdverunreinigungen möglichst zu minimieren. Mährwerk nicht zu tief einstellen, um Vermischen mit Erde zu vermeiden.
  • Häufiges Kreiseln des Mähgutes, mit zunehmender Trocknung immer langsamer fahren, um Bröckelverluste zu minimieren. Über Nacht Mähgut auf Schaden legen, um Tau zu minimieren.
  • Pressen erst bei einer Restfeuchte von unter 14 % (die meisten Pressen haben heute einen Feuchtigkeitsmesser). Beim Einlagern etwas Salz über die Ballen streuen, um eventuelle Restfeuchte sicher zu binden und nach außen zu leiten.
  • Ballen auf Paletten lagern, nicht direkt auf Betonboden oder an der Mauer, um gute Durchlüftung zu gewährleisten.

Reithalle / Reitplatz

Pferde sollten ihrem Gesundheitszustand entsprechend bewegt werden. Gerade für die Pferdelunge ist Bewegung wichtig. Nicht nur weil Übergewicht bestehende Lungenproblematiken verschlimmert, sondern auch, weil die Pferdelunge belüftet werden muss, um ihre volle Leistungsfähigkeit zu erhalten und sich selbst zu reinigen. Pferde mit akuten, fieberhaften Infekten sind hier natürlich ausgenommen.

Während der Bewegung atmen Pferde tief ein. Bei guter Luftqualität ist das eine Wohltat für die Pferdelunge. Liegt allerdings viel Staub in der Luft, wird das tiefe Einatmen zum Problem. Außer Sauerstoff gelangt so auch Staub bis tief in die Lunge. Reitböden sind nicht erst zu staubig, wenn der Sand zwischen den Zähnen des Reiters quietscht. Die Pflege und Qualität der Reitböden entscheiden über den Staub in der Luft. Ist rechtzeitiges Wässern z.B. bei anhaltenden Minustemperaturen nicht möglich, sollte darüber nachgedacht werden, lungenkranke Pferde alternativ beispielsweise im Gelände zu bewegen.

Mehr Staub liegt außerdem in der Luft, wenn viele Pferde gleichzeitig bewegt werden. Nach Möglichkeiten sollten lungenkranke Pferde morgens als Erste in der Reithalle bewegt werden, da sich über Nacht der Staub setzt.

Koppeln

Die Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten (BMEL 2009) empfehlen, Pferden so oft wie möglich freie Bewegung zu ermöglichen. Nicht nur für das Wohl des Pferdes, sondern auch für die Lungengesundheit ist viel frische Luft auf der Koppel oder dem Paddock wichtig. Allerdings ist auch hier darauf zu achten, dass die Böden nicht zu einer Staubbelastung führen. Für Pferde mit einer Pollenallergie hat es sich außerdem bewährt, auf den Pollenflug zu achten und bei hoher Pollenbelastung lieber auf den Koppelgang zu verzichten.

Fazit

Bei der Wahl der Einstreu und des Futters sollte die Staubbelastung für Ihr Pferd mit bedacht werden. Bei Pferden mit bereits bestehenden Atemwegsproblemen ist dieser Punkt besonders wichtig. Viele Pferde profitieren sehr von einer staubarmen Haltung. Welche Einstreu/Raufutter für Ihr Pferd am besten geeignet ist, hängt von den individuellen Bedürfnissen, dem Verhalten des Pferdes, von den Managementmöglichkeiten im Stall sowie von der Qualität und Lagermöglichkeit der möglichen Einstreu/Futtermittel ab.

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Literaturverzeichnis:

  • Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) 2009. Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten. Zugang: https://www.bmel.de/DE/themen/tiere/tierschutz/tierschutz-pferdehaltung.html 

  • Clarke, A.F.; Madelin, T. (1987). Technique for assessing respiratory health hazards from hay and other source materials. Equine Vet. J. 19, 442-447.

  • Curtis, L.; Raymond, S.; Clarke, A. (1996): Dust and ammonia in horse stalls with different ventilation rates and bedding. Aerobiologia, 12, 239-247.

  • Fleming K, 2008. Analyse und Bewertung physikalisch-chemischer und stofflicher Parameter auf die Freisetzung von biogenen Gasen und luftgetragenen Partikeln aus Substraten bei der Haltung von Warmblutpferden in eingestreuten Einzelboxen. Dissertation Georg-August-Universität Göttingen. Zugang: https://ediss.uni-goettingen. de/bitstream/handle/11858/00-1735-0000-0006-B039-A/fleming.pdf? sequence=1.

  • Kocher, J., & Peter, K. (2020). Pferdegesundheit: Staub- und Ammoniakemissionen von acht verschiedenen Einstreumaterialien. Agrarforschung Schweiz, 11(11), 230-237.

  • Meyer H., Coenen M. (2002): Pferdefütterung - 4. Erweiterte und aktualisierte Auflage. Parey Buchverlag, Berlin. ISBN 3826333985.

  • Saastamoinen M, Särkijärvi S, Hyyppä S, 2015. Reducing Respiratory Health Risks to Horses and Workers. A Comparison of Two Stall Bedding Materials. Animals, 5 (4), 965–977. doi:10.3390/ani5040394.

  • Schütz M., Sasse H.H.L. (1998): Erfahrungen mit Silagefütterung bei COBPatienten. 15. Arbeitstagung der DVG, Fachgruppe Pferdekrankheiten Wiesbaden. 225-229.

  • Van den Weghe, H., Hessel, E., Fleming, K., Hoffmann, G., & Bockisch, F. J. (2008). Alternative Einstreumaterialien zur Reduzierung der gas- und partikelförmigen Emissionen in der Pferdehaltung und Prävention von Atemwegserkrankungen bei Pferden. Schlussbericht des Forschungsvorhabens 06UM001 W, 1.

  • Zeitler-Feicht, M.H. (1994). Qualität der Stallluft und Gesundheit der Pferde Tagungsband zum Fachgespräch über Pferdehaltung ALB Bayer e.V., Grub, 35-46.