Strahlfäule beim Pferd: Erfolgreich erkennen, behandeln und vorbeugen

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"Das stinkt zum Himmel!" – trifft beim Auftreten einer Strahlfäule schnell auch auf die gesamte Hufgesundheit zu. Strahlfäule ist die Zersetzung von Strahlhorn durch Fäulniserreger, die zur Umwandlung des elastischen Horns führen und den Strahl in eine stinkende, teils schmierige Masse verwandeln.

Wie der Huf aussehen sollte ...

... sehen Sie auf dem Foto.

Probleme für die Lederhaut

Bei einer Strahlfäule kann auch das Ballenhorn einbezogen sein. Quillt es auf, besteht die Gefahr, dass es sich von der tiefer liegenden, mit Blutgefäßen und Nerven durchzogenen Lederhaut abhebt. Bei längerem Bestehen der Strahlfäule kann die Strahllederhaut freiliegen. Wird die Lederhaut an diesen Stellen vermehrtem Druck ausgesetzt, z.B. durch sich festsetzende Fremdkörper wie Sand, entsteht eine schmerzhafte Reizung. Die Lederhaut entzündet sich und führt, ähnlich wie bei einer Hufrehe, unweigerlich zu einer entzündungs- und schmerzbedingten Lahmheit.

Breitet sich die Strahlfäule bis auf die Saumlederhaut aus, ensteht eine typische Hufhorn-Ringbildung am Huf (nach vorn verlaufende Ringe mit tiefstem Punkt im Bereich der Trachten), welche durch die zeitweise Produktion von zu lockerem Horn vom Saumbereich aus verursacht wird. Mit der Zeit wachsen die Ringe weiter nach unten, bis das mangelnde Hufhorn den Tragrand erreicht hat und sich in wenig belastbaren Hufen mit bröckelndem Tragerand äußern.

Der Strahl und seine Funktion

Ein gesunder, elastischer Strahl ist ganz wesentlich für einen gesunden Huf, denn er erfüllt viele Aufgaben:

  • Stoßdämpfung, in dem die Aufprallenergie gleichmäßig abgeleitet wird
  • Unterstützung des Blutflusses, als Teil des Hufmechanismus
  • Schutz des Strahlkissens und der tiefen Beugesehne
  • Wahrnehmung der Bodenbeschaffenheit
  • Bodenhaftung für Trittfestigkeit und einen sicheren Gang

Gesundes Strahlhorn sollte elastisch und unzerklüftet sein. Zu hartes Strahlhorn kann Druckstellen verursachen. Zerklüftetes Strahlhorn kann zu Taschenbildung und Rissen führen, in denen sich Keime und Fremdkörper festsetzen können. Ein gesunder Strahl hat keine tiefe mittlere Strahlfurche, sondern nur eine leichte Vertiefung. Weitere Furchen und eine Spalte, die den Huf bis in den Ballen hinein spaltet, sind ebenso nicht vorgesehen.

Ursachen der Strahlfäule

Doch was sind die Ursachen für das Auftreten einer Strahlfäule?

Mikrobielle Ursachen

  • Sporenloser Anaerobier Fusobacterium necrophorum
  • Pilze
  • Weitere Fäulniserreger

Die Strahlfäule wird durch Fäulnisbakterien sowie durch Besiedlung weiterer Keime aus der Umgebung (sogenannte Sekundärerreger wie z.B. Pilze) verursacht. Eine vergleichbare Erkrankung bei Kühen, Schafen, Gänsen und Schweinen, die sogenannte Moderhinke, wird durch zwei Bakterien hervorgerufen, nämlich Dichelobacter nodosus und Fusobacterium necrophorum. Letztgenannter, ein sporenloser Anaerobier, d.h. ein Bakterium, welches unter Luftabschluss ideale Bedingungen zum Wachstum findet, wirkt am Pferdehuf ebenfalls hornzersetzend (keratolytisch). Weitere keratolytische Mikroben können involviert sein (Petrov & Dicks, 2012).

Diese Spindel-Bakterien kommen auch im Darm des Pferdes vor. Deshalb ist Pferdemist, gepaart mit Feuchtigkeit, beispielsweise bei Matratzeneinstreu oder im Matschpaddock (der nicht gut abgemistet wird), ein ideales Milieu für Bakterien, die dann das Horn angreifen und über Mikrorisse in den Huf eindringen. Aber auch Hufeinlagen (Polster unter dem Beschlag oder im Hufschuh) ziehen ein feucht-warmes Klima mit geringer Sauerstoffzufuhr nach sich.

Physikalische Ursachen

  • Enge Hufe mit zu tiefer mittlerer Strahlfurche
  • Risse oder Taschen im Strahlhorn
  • Unregelmäßiges Ausschneiden des Strahls zur Beseitigung von stark zerklüftetem Strahlhorn
  • Fehlende Bewegung auf unterschiedlichen Böden
  • Beschläge, die den Luftabschluss des Strahls fördern (den Strahl teilweise oder ganz bedeckende Steghufeisen oder ungeeignete Einlagen)
  • Angeborene/erworbene Fehlformung der Hufe (Bockhuf, Trachten-/Ballenzwang)

Da bei weitem nicht alle Pferde aufgrund mikrobieller Ursachen eine Strahlfäule entwickeln, bleibt die Frage, was zusätzlich eine Strahlfäule befördert. Strahlfäule tritt häufiger auf bei Pferden mit sehr tiefen seitlichen Strahlfurchen (die mittlere Strahlfurche ist normalerweise geschlossen), wie sie sehr oft bei Pferden mit (angeborenen oder erworbenen) Bockhufen, Ballenzwang und/oder Trachtenzwang zu finden sind. Durch die Tiefe der Furchen entsteht ein anaerobes Klima, das die Vermehrung von Bakterien weiter begünstigt.

Strahlfäule und Faktoren, die diese begünstigen

Behandlung

Strahlfäule kann sehr schmerzhaft werden! An erster Stelle steht daher, die Strahlfäule intensiv zu behandeln und die beteiligten Keime abzutöten! Bei einer fortgeschrittenen Strahlfäule kann es sonst dazu kommen, dass Strahllederhaut freiliegt und das Pferd bereits auf Berührung schmerzhaft reagiert.

Es gilt also, die Bakterien und Pilze zu hemmen und das Milieu zu verbessern, sodass die Keime sich nicht erneut vermehren können. Die verfaulten Hornteile sollten mit einem scharfen Messer nach dem Prinzip "So viel wie nötig, aber so wenig wie möglich" von Schmied oder Hufbearbeiter korrekt entfernt werden. Der Strahl kann dann mit einer Wurzelbürste und etwas warmem Wasser gereinigt werden. Mit einer Mullbinde oder einem dünnen Leinentuch wird die Fäulnisspalte von verunreinigtem, abgestorbenem Material gereinigt, um die Keimlast zu reduzieren. Anschließend sollte ein geeignetes Wunddesinfektionsmittel aufgebracht werden, am besten eine 7- bis 10-prozentige Jodlösung (z.B. Betaisodona Lösung, erhältlich in der Apotheke).

Schwerwiegendere Fälle, die eine antimikrobielle Therapie durch ein Antibiotikum benötigen, können, im Anschluss an eine Hufkorrektur durch Schmied oder Hufbearbeiter, nur durch einen Tierarzt/eine Tierärztin versorgt werden.

Besteht die Möglichkeit, dass das Pferd relativ trocken steht, empfiehlt es sich, etwas Mull oder Heilwolle in die Strahlfurche zu bringen, um das Eindringen von erneutem Dreck (speziell Pferdemist) zu verhindern. Bei matschigen Paddocks ist dies hingegen nicht sinnvoll, da sich das Material oft vollsaugt und wieder ein feucht-warmes Klima mit verminderter Luftzufuhr entsteht. Die regelmäßige Säuberung der Hufe ist dann empfehlenswert (auskratzen, waschen mit einer nicht zu groben Bürste).

Es gibt konträre Meinungen zum Einsatz von Jodoformäther, Formaldehyd o.ä. Von Kupfervitriol wird gänzlich abgeraten. Die daraus resultierende, starke Austrocknung führt dazu, dass wiederum Mikrorisse entstehen, die prädisponierend sein können für eine erneute Infektion. Außerdem kann ein ausgetrockneter, sehr harter Strahl unkomfortabel für das Pferd sein und Lahmheiten verursachen.

Ursachenbekämpfung durch Hufmanagement

Der Strahl kann seine Funktionen nur erfüllen, wenn er gesund ist, muss aber diese Funktionen auch erfüllen, um gesund erhalten zu werden. Eine entsprechende Hufzubereitung, Haltung und Untergründe können dies unterstützen.

So ist beispielsweise ein Gangbild mit einer leichten Trachtenlandung (die durch eine passende Hufbalance entsteht) wünschenswert, da der hintere Hufbereich der Stoßdämpfung dient. Einen wesentlichen Beitrag dazu wiederum liefert ein gesunder Strahl. Ist dieser Bereich schmerzhaft, z.B. durch Strahlfäule, kann es zu einer unphysiologischen Schonung des Trachtenbereiches kommen.

Eine sehr häufige Ursache für Strahlfäule ist Ballenzwang und / oder Trachtenzwang (siehe Fotos). Nur ein belasteter, Gewicht tragender Strahl ermöglicht das effektive An- und Abspannen (Weiten) der Trachten (1) sowie der Ballen (2), aber auch das Verwinden der Trachten und Ballen (3) und kann somit seinen Anteil am Hufmechanismus übernehmen (siehe Foto). Ein weicher, "einsinkbarer" Boden bietet Unterstützung, da die Sohle einen Teil der Last mitträgt. Hier bieten sich beispielsweise ausreichend tiefe Schichten Rundkies oder Sand oder auch Gummimatten (aus z.B. Ethylen-Vinylacetat, sogenannte EVA-Matten oder aus Matten aus Gummigranulat) z.B. um Heuraufen oder auf Laufwegen an. Der gesamte Huf erfährt auf diesem Untergrund einen leichten Gegendruck. Der Strahl wird genutzt und damit zu Wachstum und Regeneration angeregt, aber durch die Verteilung des Gewichts auf den gesamten Huf nicht überlastet. Diese aktive Be- und Entlastung des Strahls hilft nicht nur bei der Strahlregeneration, sondern wirkt auch Zwanghufen entgegen, die wiederum zu Strahldegeneration führen könnten.

Die Regeneration des Strahls wird also, neben der Behandlung der Strahlfäule, auch durch die Hufbearbeitung und vermehrte Bewegung auf wechselnden Untergründen wesentlich unterstützt. Erst wenn die Strahlfäule völlig abgeklungen ist, wird der hintere Bereich des Hufes wieder uneingeschränkt funktional belastet.

Der Hufmechanismus

Bei Belastung des Hufes verformt er sich: Die Trachten werden auseinandergedrückt, das Sohlengewölbe wird flacher. Je nach Beschlag bekommt der Strahl Bodenkontakt. Belastet das Pferd den Huf weniger, nimmt er wieder seine ursprüngliche Form ein. Dieser Hufmechanismus federt nicht nur einen Teil der einwirkenden Kraft ab, sondern pumpt gleichzeitig Blut in den Huf und wieder heraus, ähnlich wie ein Schwamm.

Nutritive Gesunderhaltung des Hufes

Auch die Fütterung kann etwas für den Huf tun. So kann z.B. eine Zulage von 30 mg Biotin/Tag (für ein 600 kg schweres Pferd) zu einer Verbesserung der Hornqualität führen. Dazu sollte Biotin über einen längeren Zeitraum (in wissenschaftlichen Studien bis zu 9 Monaten Mindestfütterungsdauer) zugefüttert werden. Pferde mit schlechter Hufqualität sollten möglichst dauerhaft mit Biotin substituiert werden, da es nach einer Reduzierung bzw. dem Absetzen des Biotins zu einer erneuten Verschlechterung der Hufsituation kommen kann (Geyer & Schulze, 1994). Zudem verbessert Biotin das Hufwachstum (Reilly et al. 1998).

Die Zinkversorgung sollte gesichert sein, da gemäß der Arbeit von Spitzelei (1996) dieses Spurenelement hochkonzentriert im Hufhorn vorkommt. Der Zinkgehalt im Grundfutter ist oft nicht ausreichend, sodass sich in den meisten Fällen eine Zinkergänzung empfiehlt. Hierbei sollte auf die Zinkverbindung in Hufprodukten geachtet werden. Zinkoxid ist schlecht verdaulich, daher werden Zink-Sulfate und Zink-Chelate aufgrund der besseren Absorption empfohlen (Vervuert, 2020).

Das Strukturprotein des Hornmaterials, Keratin, ist über Disulfidbrücken vernetzt. Dazu werden die schwefelhaltigen Aminosäuren Methionin und Cystein benötigt, wobei Cystein den deutlich größeren Anteil im Hufhorn ausmacht und für die Hornsteifigkeit verantwortlich ist. Diese schwefelhaltigen Aminosäuren geben übrigens dem Rauch, der beim Aufbrennen von Hufeisen entsteht, den typischen Schwefelgeruch. Cystein und Methionin gehören zu den essenziellen Aminosäuren, d.h. sie müssen über das Futter aufgenommen werden. Dabei kann ein Teil des Cysteins auch aus Methionin synthetisiert werden. Bei der Fütterung von Cystein konnte zum Teil eine Verbesserung der Hornqualität und eine stabilere Hornkapsel beobachtet werden.

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Literaturverzeichnis:

  • Agne, B.(2010) Diagnosis and Treatment of Foot Infections. Journal of Equine Veterinary Science, 30(9), 510-512.
  • Geyer, H. & Schulze, J. (1994) The long-term influence of biotin on hoof horn quality in horses. Schweizer Archiv für Tierheilkunde, 136(4): 137-149.

  • Marčeková, P., Mad’ar, M., Styková, E., Kačírová, J., Sondorová, M., Mudroň, P., Žert, Z. (2021) The Presence of Treponema spp. in Equine Hoof Canker Biopsies and Skin Samples from Bovine Digital Dermatitis Lesions. Microorganisms, 9(11), 2190.

  • Petrov, K.K. & Dicks, L.M.T. (2013) Fusobacterium necrophorum, and not Dichelobacter nodosus, is associated with equine hoof thrush. Veterinary Microbiology 161, 350-352.

  • Rilley, J.D., Cottrell, D.F., Martin R.J. und Cuddeford, D.J. (1998) Effect of supplementary dietary biotin on hoof growth and hoof growth rates. Equine Veterinary Journal, Suppl. 26, 51-57.

  • Vervuert, I. (2020) Wie gut sind kommerzielle Ergänzungsfuttermittel zur Verbesserung der Hufhornqualität? In: Rackwitz, R., Pees, M., Aschenbach, J.R., Gäbel, G. (Hrsg.), Leipziger Tierärztekongress; 10 (02).115-117.